Nach einem schlechten Kartoffelbaujahr 2023 und der historischen Missernte im Jahr 2022, konnten die mittelfränkischen Kartoffelanbauer im aktuellen Anbaujahr zumindest wieder eine mittlere Ernte einfahren. Auf der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Erzeugergemeinschaft Roth und des Erzeugerrings für Qualitätskartoffeln Mittelfranken, berichtete der EG-Vorsitzende Herbert Hechtel über das abgelaufene Jahr. Infolge des nassen Frühjahrs verzögerte sich die Auspflanzung der Kartoffeln teilweise bis in den Mai hinein. Danach konnten sich die Kartoffeln zunächst schnell und gut entwickeln. Die für Franken typische Hitze- und Trockenphase blieb dieses Jahr aber aus. Durch die danach folgenden häufigen Niederschläge mit insgesamt großen Regenmengen, herrschten über einen langen Zeitraum hinweg optimale Infektionsbedingungen für die Krautfäule (Phytophthora). Zudem war die Befahrbarkeit der Kartoffelfelder zeitweise stark eingeschränkt, wodurch Krautfäulebehandlungen nicht immer zum optimalen Zeitpunkt ausgeführt werden konnten. Die Bestände frei von Krautfäule zu halten, war eine große Herausforderung, welche in Mittelfranken aber zumeist gelang. Erst Ende Juli bis August setzte eine Phase mit Trockenheit und hohen Temperaturen ein. Dies führte dann zu einer schnellen Abreife der Kartoffeln. Infolge der ständigen Nässe hatten die Kartoffelpflanzen nur wenig Wurzeln gebildet und die Böden waren häufig verdichtet. Somit wurden die hohen Ertragserwartungen der Landwirte zumeist enttäuscht. Bei der jährlichen gemeinsamen Vorernterundfahrt der EG mit dem Vertragspartner, der Firma Henglein aus Wassermungenau, ergab sich bei durchgeführten Proberodungen ein Durchschnittsertrag von ca. 350 dt/ha, welcher ungefähr dem langjährigen Mittelwert entspricht. Die Einzelerträge schwankten dabei sehr stark, je nach Schlag oder Sorte, zwischen 210 und 580 dt/ha.
Über die Bonituren im Rahmen der neutralen Qualitätskontrolle bei der Firma Henglein, berichtete der Erzeugerringgeschäftsführer Jürgen Reingruber. Im Durchschnitt aller mittelfränkischen Anlieferungen lagen die Gesamtmängel bei guten 4,2 Prozent und somit leicht unter dem Ergebnis des Vorjahres von 4,5 Prozent. Bei den Einzelmängeln waren vor allem tierische Beschädigungen, Drahtwurm und Rhizoctonia vorherrschend. Auch faule Knollen infolge von Phytophthora und der Nässe bei der Ernte im Herbst, waren immer wieder zu finden. Ein ganz anderes Bild zeigten die Zulieferungen aus Südbayern oder Norddeutschland. Die Nässe führte dort zu massiven Ernte- und Qualitätsproblemen. Bereits im Herbst sorgte bei der Firma Henglein starker Erdanhang an den Knollen für technische Probleme bei der Schälung und somit zu Produktionsausfällen. Im weiteren Verlauf der Anlieferungen bereiteten vor allem faule Knollen, tierische sowie mechanische Beschädigungen und missgestaltete Knollen Probleme, was sich in einem durchschnittlichen Wert von 7,3 % Gesamtmängel niederschlug. Laut Marcus Helminger, Betriebsleiter vom Vertragspartner der Firma Henglein - Wassermungenau, sind auch im Frühjahr keine besseren Qualitäten zu erwarten. Dies führt in der Produktion der Kartoffelprodukte (Kloßteig, Gnocchi, Schupfnudeln) zu höherem Aufwand und langsamerer Geschwindigkeit, da mit Personal und technischen Einrichtungen Mängel aussortiert werden müssen, um Reklamationen bei den Kunden zu vermeiden.
Der Juniorchef der Firma Henglein, Markus Henglein, stellte sich anschließend erstmalig am Kartoffelbautag den Landwirten vor. Er betonte die Bedeutung des regionalen Vertragsanbaus für die Firma. Auch wenn bei weitem nicht mehr alle Kartoffeln in Mittelfranken erzeugt werden können, möchte die Firma Henglein die regionalen Erzeuger unterstützen und bei der Stange halten. Basis hierfür ist der mit der Erzeugergemeinschaft Roth ausgehandelte Dreijahresvertrag seit der Ernte 2024. Markus Henglein gab bekannt, dass die im Vorjahr vereinbarte deutliche Erhöhung der Festpreise auch für die folgende Ernte gehalten wird. Aufgrund der aktuellen Marktsituation mit steigenden Preisen, wird zudem der freie Vertragspreises ab Anfang März auf 21,50 €/dt angehoben.
Auf der Tagesordnung stand auch die Auflösung (Liquidation) des Erzeugerrings für Qualitätskartoffeln Mittelfranken e.V.. Erzeugerringgeschäftsführer Jürgen Reingruber erläuterte der Versammlung die Gründe hierfür. Die Dachorganisation der Erzeugerringe, das Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern, eine staatlich unterstützte Selbsthilfeeinrichtung, die landwirtschaftliche Betriebe im Freistaat vertritt, verlangte künftig von jedem Erzeugerring einen jährlichen Beitrag von 5000 Euro. Bislang war diese Summe nur einmal je Geschäftsstelle zu zahlen. Die Verschlankung der Erzeugerring-Organisation hat aber auch etwas Gutes. Sie geht mit einer Verwaltungsvereinfachung einher in Bezug auf Buchhaltung, Jahresabschluss und Rechnungsprüfung. Mit der Reduzierung auf einen Erzeugerring wird sich die praktische Arbeit vor Ort für die Landwirte fast nicht verändern. Auch die fachlichen Informationen und alle Dienstleistungen laufen wie gehabt weiter. Die Versammlung beschloss anschließend einstimmig die Auflösung des Erzeugerringes zum 31.12.2025.
Die Ehrung der Kartoffelkönige wurde durch Marcus Helminger, Betriebsleiter der Firma Henglein, durchgeführt. Dabei wurden folgende Landwirte als Lieferanten mit der besten Qualität (Ernte 2023) ausgezeichnet:
Kategorie über 2.000 dt Vertragsmenge:
1. Platz: Bernreuther Heiko - Dürrenmungenau (2,21 % Gesamtmängel),
2. Platz: Volkert-Kübler GbR – Leipersloh (2,42 %),
3. Platz: Flock GbR – Hofstetten (2,52 %).
Kategorie unter 2.000 dt Vertragsmenge:
1. Platz: Vogel Wolfgang - Greuth (1,44 %),
2. Platz: Kleeflügel Dieter – Beerbach (2,50 %),
3. Platz: Ramsenthaler Christian – Obermauk (2,51 %).
Die Gewinner erhielten Geld- und Sachpreise von der Firma Henglein